Susanne Kohler
Aus der leuchtenden Mitte/from the shining center
2021, Glasfenster, Tageslicht, Telemagenta transparente Fensterfolie, Stoffbahnen, 7 digitale Fotogramme auf Schilderhaltern, ca. 15 m x 2 m
Der Ort des Glas-Gewächshauses hat sich auf dem Gelände über einige Wochen der Auseinandersetzung zu folgender Arbeit verdichtet… „Aus der leuchtenden Mitte“ – eine Raum-bezogene fotografische Installation im Glas-Gewächshaus. Der Prozess: Betrachtung/ Berührung / Verdichtung Mit seinem Licht-Thema der Transparenz erinnert der Ort an ein Energie-Zentrum im Herzen des gesamten Geländes. Das wachstumsfördernden Mikroklima aus Licht und Wärme im Inneren des Glashauses, nimmt auf (Licht, Wärme, CO2), transformiert und assimiliert (O2) und verwandelt somit Energie – Das Prinzip der Fotosynthese dient als Orientierung für diese Betrachtungen. Meine Arbeitsweise hier ist es, zunächst mit der Fotokamera einen Dialog mit dem Licht und dem Raum herzustellen, das „Vokabular“ des Raumes zu erfassen. Licht, gefiltert durch gebrochenes Glas, Textilien, Strukturen von Fenstereinfassungen. Filter schaffen Innen- und Außenräume, Farben und Farb-Kontraste sind eine weitere Variante des Lichts (der Magenta-Farbton der Fensterfolie entspricht der Komplementär-Farbe von Grün). Die Sprache des Raumes wird übertragen in die Sprache der Fotografie. Es entstehen die digitalen Fotogramme. Die Schatten, die zu unterschiedlichen Tageszeiten über ausgelegte Papiere wandern, werden zu Fotografien, als Inkjet-Drucke auf diejenigen Schilderhalter angebracht, die zuvor Jahrzehnte lang Blumen- und Obstsorten auswiesen – nun beschreiben sie die Koordinaten von Licht, Raum und Zeit, dem Vokabular der Fotografie. Zahlen dienen im Allgemeinen der Orientierung – Datum, Uhrzeit, Raumkoordinaten – hier geben sie der Flüchtigkeit des Lichts eine Materialität. Eine semi-transparente Stoffbahn zur Sonnseite hin ausgerichtet, wird zu einem Licht-Kollektor, der das Licht-Schatten-Spiel der Tageszeiten in einem immerwährenden Rhythmus abbildet. Der Zweig in der Mitte des Raumes (ein Ast, dem gefällten Mammutbaum der ehemaligen Gärtnerei entnommen) treibt im fruchtbaren Klima des Gewächshauses und bildet neue grüne Blätter aus. Mein Ansatz für die Intervention im Gewächshauses ist die Frage nach der „Energie“ dieses Ortes, verstärkt durch die Reduktion und Verdichtung seiner charakteristischen Schönheit und Sinnlichkeit. Ein hin-wenden und sich-einlassen ermöglicht ein Verstehen und Abschied-nehmen. Die Bilder (,die bleiben) sind Spuren dieses Prozesses, auch zu sehen als Metaphern für diese Orte, für ein leuchtendes und transformierendes Prinzip „Leben“ in seiner Mitte.
Auflösung /Dissolution I – VIII
2021, Epson Enhanced Matt auf Voll-Aluminium, je 29 x 44 cm
Die fotografische Installation „Aus der leuchtenden Mitte“ im Gewächshaus der #wurzelspitzen , ist in seiner Verweildauer von einem Jahr, mehr Prozess als Zustand – work in process oder work in transition – eine Übergangsarbeit. Das Einwirken der Zeit hinterlässt Spuren der Veränderung. Die raumbezogenen Fotografien der transluziden Gewächshaus Scheiben, wurden auf Inkjet-Hinterdruck-Folien kopiert und direkt an den Scheiben des Glashaus-Körpers angebracht. Die extremen klimatischen Bedingungen dieses Ortes führten zu Kondenswasserbildung an den Scheiben, die Tinte der Folien verlief, die Motive lösten sich auf und mussten abgehängt werden. Diese Bilder – wieder abfotografiert – waren der Ausgangspunkt. Das Spiel mit dem Positiv / Negativ ist ein fotografisches Mittel der Transformation.
1962 | geboren in Arnsberg |
1983 – 85 | Kunststudium an der Sir John Cass Faculty of Art, London (Schwerpunkt auf künstlerischer Fotografie) |
1986 – 1991 | Studium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) Experimental- und Kurzfilme mit Festivalbeteiligung |
1988 | Senatsstipendium für Fotografie, Berlin |
1989 | Ankauf der Serie „Silber + Gelb“ der Fotografische Sammlung, Martin Gropius Bau, Berlin |
1992 | „Jahreslabor. Ein Bericht“ Gruppenausstellung, Berlinische Galerie, Martin Gropius Bau, Berlin |
1996 – 1997 | Lehrauftrag für Plastisches Gestalten an der TU Berlin, Prof. Wolf Kahlen |
1998 | Übersiedlung nach Oberbayern (Bernried, Weilheim) |
2008 | „Neue Heimat“, eine Fotoinstallation im bäuerlichen Schlafzimmer des Stadtmuseum Weilheim |
2011 | Gründungsmitglied Kunstforum Weilheim e.V. 1. Vorsitzende seit 2015 |
2015 | Gründungsmitglied der Künstlervereinigung Kunst im Kontext, Konzept – künstlerische Interventionen in Institutionen und im öffentlichen Raum |
2017 | entsteht das Langzeitprojekt „Der verwundete Garten“ im öffentlichen Raum (im Rahmen der Sanierung einer Groß-Baustelle in Weilheim.) |
2018 | Fragile Moments, Ausstellung im Foyer der HypoVereinsbank, Weilheim |
2019 | Organisation und Beteiligung an der Kunstmesse Weilheim |
2021 | #Baustelle Heimat 2020, Einzelausstellung im Stadtmuseum Weilheim |
Website | www.susannedk.com |
@photography.kohler |